„Wirtschaftsvertreter fordern von der Politik klare Vorgaben, um Investitionsentscheidungen treffen zu können.“

Dr. Claudius da Costa Gomez

Bereits seit dem Jahr 2000 ist Dr. Claudius da Costa Gomez Geschäftsführer des Fachverband Biogas (FvB). In diesem Februar wurde er zudem gemeinsam mit Wolfram Axthelm als Geschäftsführer im Bundesverband WindEnergie, zum Geschäftsführer des Bundesverband Erneuerbare Energien (BEE) ernannt. Der Fachverband Biogas unterstützt die Stiftung Umweltenergierecht seit ihrer Gründung.


Herr Dr. da Costa Gomez, welche Rolle spielt Biogas, damit Deutschland seine energie- und klimapolitischen Ziele erreicht?

Die Biogastechnologie bietet vielfältige Chancen zur Lösung der klimapolitischen Herausforderungen. Da ist zum einen natürlich der energetische Bereich mit der Bereitstellung von erneuerbarem Strom sowie Wärme und Mobilität aus dem Energieträger Biogas. Dann haben wir den Bereich der Landwirtschaft, in dem unkontrollierte Methanemissionen aus Gülle durch Biogasanlagen vermieden werden können. Außerdem können die Gärprodukte aus Biogasanlagen als wertvolle organische Dünger eingesetzt werden und vermeiden so den Einsatz von Mineraldüngern, die unter Aufwand von viel Energie hergestellt werden müssen.

Im April wurde das Klimakabinett der Bundesregierung eingesetzt. Was erwarten Sie von dem Gremium?

Ich erwarte von der Bundesregierung, dass sie endlich Verantwortung übernimmt und klimapolitische Entscheidungen trifft, die die Zukunftsfähigkeit unserer Wirtschaft, aber auch der Gesamtgesellschaft sicherstellt. Mittlerweile überholen Vertreter der Wirtschaft, die noch vor wenigen Jahren alle klimapolitischen Maßnahmen torpediert haben, die Bundesregierung auf der rechten Spur im Tesla – wenn ich es mal bildlich ausdrücken darf.  Wirtschaftsvertreter, und damit meine ich nicht nur uns aus der Erneuerbaren-Energien-Branche, sondern viele quer durch die Bank, fordern von der Politik klare Vorgaben, um Investitionsentscheidungen treffen zu können. In der zweiten Jahreshälfte hat die derzeitige Bundesregierung die letzte Chance, das Steuer klimapolitisch herumzureißen. Das Klimakabinett muss nun die konsequente Umstellung unseres Energieversorgungssystems auf eine CO2-freie Basis einleiten. Wir brauchen ein wirksames Instrument zur CO2-Bepreisung, das flankiert durch verschiedene Maßnahmen die Umstellung auf erneuerbare Energien in den Bereichen Strom, Wärme und Mobilität einleitet. Dabei muss konsequent auf die Sozialverträglichkeit geachtet werden, damit neben der CO2-steuernden Wirkung sichergestellt ist, dass es zu keinen gesellschaftlichen Ungleichgewichten kommt.

Welche Veränderungen des aktuellen Energierechts halten Sie für eine erfolgreiche Energiewende für dringend notwendig?

Es muss gelingen, die CO2-Emissionen als bestimmenden Faktor unseres Energieversorgungssystems zu etablieren. Die Bepreisung von CO2-Emissionen allein wird dabei nicht reichen, sondern wir müssen durch flankierende Maßnahmen in allen Sektoren den Übergang schaffen. Die größte Baustelle ist dabei sicher der Gebäudesektor, da sich hier bisher die Politik nicht wirklich herangetraut hat. Der aktuelle Entwurf des Gebäudeenergiegesetzes stimmt mich dabei nicht sehr zuversichtlich, dass hier der große Wurf kommt.

Was hat Sie überzeugt, die Forschungsarbeit der Stiftung Umweltenergierecht seit ihrer Gründung im Jahr 2011 dauerhaft zu unterstützen?

Die Stiftung Umweltenergierecht wurde als unabhängige Instanz gegründet, damit die sehr vielfältigen Rechtsfragen in diesem Bereich auch unabhängig vom Tagesgeschäft konsequent und nachhaltig bearbeitet werden können. Da die Aspekte des Europarechtes für die Energiepolitik immer wichtiger geworden sind, halte ich die Fokussierung der Stiftung auf diesen Bereich für wichtig. Als Biogasbranche sind wir mehr noch als andere Branchen der erneuerbaren Energien von sehr vielen Rechtsbereichen z.B. auch aus dem Umweltbereich abhängig. Insofern ist für uns die Arbeit der Stiftung besonders wichtig.