„Unser demokratisches System lebt von der Interessenvertretung.“

Als Chefin des BDEW ist die ehemalige Grünen-Politikerin Kerstin Andreae für ein buntes Portfolio an Themen zuständig. Der Verband der Energie- und Wasserwirtschaft vertritt deutschlandweit über 1900 Unternehmen.

Kerstin Andreae, BDEW

Frau Andreae, Sie waren jahrelang für Bündnis 90/Die Grünen im Bundestag. 2019 haben Sie die Geschäftsführung des BDEW übernommen. Was hat Sie motiviert, von der Politik in die Verbändearbeit zu wechseln?

Die Energiewende ist eine der größten Aufgaben unserer Zeit und es sind die Unternehmen der Energiewirtschaft, die diesen Wandel ermöglichen. Die Interessen dieser Branche gegenüber der Politik zu vertreten und damit dazu beizutragen, die Energiewende zum Erfolg zu machen ist daher eine ganz besondere Aufgabe, die mir nach wie vor sehr viel Freude bereitet.

Welche Rolle spielen Verbände beim Erreichen der Klimaschutzziele?

Unser demokratisches System lebt von der Interessenvertretung. Die Politik holt sich für ihre Entscheidungen unterschiedliche Meinungen und Expertisen. Ich halte es für sinnvoll, dass es einen intensiven Austausch zwischen Politik und Wirtschaft gibt. Fachwissen aus der Wirtschaft kann sinnvoll für die Politik eingesetzt werden und umgekehrt.

In der Politik werden Positionen umso ernster genommen, wenn es sich um abgestimmte Stellungnahmen der gesamten Branche handelt und die Branche Lösungen anbietet. Diese Aufgabe übernimmt der BDEW für die Energiewirtschaft.

Welche Veränderungen im Energierecht halten Sie, auch angesichts der aktuellen Krise und für eine erfolgreiche Energiewende, für dringend notwendig?

Mit dem Osterpaket hat die Bundesregierung bereits einige große Hemmnisse für den Erneuerbaren-Ausbau aus dem Weg geräumt. Nun gilt es weitere Hürden anzugehen. Mit einem effizienteren Planungs- und Genehmigungsrecht könnten Bauvorhaben sehr viel schneller realisiert werden und neue Windräder und PV-Anlagen würden bereits deutlich früher zur Stromversorgung beitragen. Entscheidend ist zudem ein erheblicher Aus- und Umbau des Stromnetzes. Maßnahmen zur beschleunigten Flächenausweisung sowie zur Planung und Genehmigung von Erneuerbare-Energien-Anlagen sollten daher auch für den Netzausbau Anwendung finden. Um den Einstieg in eine Wasserstoffwirtschaft zu beschleunigen, brauchen wir dringend bessere Rahmenbedingungen und eine intensivere Förderung für die Wasserstofferzeugung sowie den Aus- und Umbau der notwendigen Infrastruktur.

Was hat Sie davon überzeugt, die Forschungsarbeit der Stiftung Umweltenergierecht zu unterstützen?

Die Stiftung Umweltenergierecht ist ein wichtiger Impulsgeber in der energierechtlichen Debatte. Sie gibt immer wieder entscheidende Denkanstöße, wie wir die Energiewende möglichst schnell umsetzen und zum Erfolg machen können. Dies ist auch der hohen juristischen Expertise der Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Stiftung zu verdanken, die stets kritisch und unabhängig den Blick nach vorne auf das Ziel der Klimaneutralität richten.