„Wir müssen pragmatischer und schneller handeln.“

Stefan Müller ist Vorstandsmitglied und Anteilseigner der ENERPARC AG, eines der größten Freiflächen-Photovoltaik-Unternehmen in Deutschland. Die Kraft der Solarenergie hat den studierten Ingenieur schon immer fasziniert.

Stefan Müller, ENERPARC AG

Herr Müller, Sie sind bereits seit 30 Jahren in der Solarbranche aktiv. Was hat Sie davon überzeugt, in diesem Bereich zu arbeiten?

Ich wollte schon immer die Welt ein bisschen besser machen. Ich war auch immer interessiert an dem Neuen, hätte aber ehrlicherweise nie geträumt, dass die Solartechnik einen so entscheidenden Stellenwert erreichen wird. Dass wir ein wichtiger Baustein der neuen Infrastruktur und der Energiesicherheit werden, hatte damals keiner gedacht – und das freut mich einfach nur.

Sie und die ENERPARC AG machen sich auch für mehr Biodiversität stark. Welchen Beitrag können Freiflächen-Solarparks dabei leisten?

PV-Freiflächenanlagen bieten Flora und Fauna genau die Rückzugsräume, die in unserer Kulturlandschaft rar geworden sind: offene, extensiv bewirtschaftete Flächen. Fast die Hälfte der Fläche Deutschlands wird intensiv landwirtschaftlich genutzt. Aufgrund von Monokulturen, Überdüngung und der Vernichtung von Biotopen erleben wir einen dramatischen Artenrückgang. Freiflächen-PV wirkt dem entgegen: Die extensive Pflege per Mahd oder Beweidung sowie der Verzicht auf Düngung und Pestizide fördern die biologische Vielfalt. Zudem gibt es in Solarparks keine sich bewegenden Teile und somit kaum Störungen für die Natur.

Welche rechtlichen Veränderungen sehen Sie für notwendig an, damit die ambitionierten Zubauziele für Photovoltaik erreicht werden können?

Technologie und Kapital stehen zur Verfügung, die Firmen sind bereit. Der Zubau von 20 GW pro Jahr steht und fällt mit den lokalen Behörden. Viele Bauämter und Gemeinden sind überfordert, wodurch ein Antragsstau entsteht. Wir müssen pragmatischer und schneller handeln. Baugenehmigungen gingen schneller, wenn zum Beispiel der Antragssteller sich auf klare Verpflichtungen bezieht. Hier kann die „Gute Planung“, eine freiwillige Selbstverpflichtung, eine Schlüsselrolle spielen. Diese wurde vom „Bundesverband Neue Energiewirtschaft“ ins Leben gerufen und von vielen PV-Firmen in Deutschland unterzeichnet.

Was hat Sie davon überzeugt, die Forschungsarbeit der Stiftung Umweltenergierecht zu unterstützen?

Wir sind ein Teil der Infrastruktur geworden, die zentral für die Versorgungssicherheit in Deutschland ist und entwickeln uns unglaublich schnell. Dadurch sind neue rechtliche Themen auf den Tisch gekommen, die wir vorher im Kleinen so gar nicht gesehen haben. Es gibt sehr viele Themen, die man angehen muss, um den Zubau zu beschleunigen, zum Beispiel Fragen der Flächenbereitstellung oder bei der Genehmigung von Solaranlagen. Immer wieder treten zudem neue Baustellen auf, wie die geplanten go-to-Gebiete oder die parallele Nutzung von Standorten für Wind- und Solarenergie. Wir sind sehr froh, dass sich die Stiftung Umweltenergierecht dieser Themen fundiert annimmt und haben daher beschlossen, ihre wertvolle Arbeit zu unterstützen.