Editorial

Liebe Leserinnen und Leser,

kennen Sie auch das Gefühl, dass sich das Leben um Sie herum in verschiedenen Geschwindigkeiten zu bewegen scheint? So fühle ich mich derzeit in der Corona-Pandemie, die gleichzeitig Vieles lähmt und dennoch mit rasender Geschwindigkeit unser Leben verändert. Und so wirkt vor dem Hintergrund des Green Deals auch die EEG-Novelle auf mich.

Sie normiert zwar erstmalig das Ziel der Treibhausgasneutralität, erschlägt uns aber mit der schieren Menge kleinteiliger und nicht immer sofort einleuchtender Änderungen. Sie enthält neben Detailregelungen, die den Ausbau der Erneuerbaren effizienter machen können, gleichzeitig auch kontraproduktive Vorgaben.

Diese EEG-Novelle ist für mich ein Dokument des Übergangs. Sie verharrt noch in den Denkmustern des Bisherigen und unterliegt den Bindungskräften des Alten. Gleichzeitig erkennt sie erstmalig die Notwendigkeit und Sinnhaftigkeit eines vollständigen Umstiegs auf erneuerbare Energien an, wenn auch hinter dem Begriff der Treibhausgasneutralität und in einer eher unscheinbaren Fußnote versteckt. Schlussfolgerungen scheinen daraus aber noch nicht gezogen zu werden. Möglicherweise dominiert die Angst vor der eigenen Courage.

In diesen Tagen hätten wir Sie gern bei uns in Würzburg zu unserer jährlichen Herbsttagung begrüßt. Zusammen hätten wir diskutiert, wie sich der Rechtsrahmen weiterentwickeln sollte, um den Ausbau der erneuerbaren Energien zu beschleunigen und das Gesamtsystem fit für die Klimaneutralität zu machen. Jetzt können wir Ihnen nur unsere zahlreichen Online-Veranstaltungen und die Lektüre unserer Forschungsergebnisse – aktuell beginnend bei den Genehmigungsfragen der Windenergie bis zu Aspekten der Digitalisierung und Anreizregulierung – ans Herz legen. Uns allen bleibt die Hoffnung, dass es bald gelingt, die Geschwindigkeit der Pandemie zu reduzieren und gleichzeitig die unterschiedlichen Transformationsgeschwindigkeiten in Deutschland und Europa zu synchronisieren, um mit einem guten Gefühl in die Zukunft blicken zu können.

Bleiben Sie gesund und guten Mutes!

Mit herzlichen Grüßen

Ihr Thorsten Müller